Berlin.Woher kommen wir? Was ist der Ursprung alles Lebens? Es sind die Urfragen der Menschheit, auf die sich Forscher nun zumindest eine annähernde Antwort erhoffen. Aufschluss geben könnte Material des Asteroiden Ryugu, von dem die japanische Raumsonde „Hayabusa 2“ jetzt eine Probenkapsel zur Erde geschickt hat. Das Material ist 4,6 Milliarden Jahre alt und stammt damit aus der Frühzeit unseres Sonnensystems.
Zunächst werden die einzelnen Bestandteile der Proben kuratiert und beschrieben, ehe ab Mitte 2021 mikroskopische, mineralogische und geochemische Untersuchungen beginnen sollen. Die Wissenschaftler hoffen, durch Analysen der Proben den Ursprüngen des Sonnensystems und des Lebens auf der Erde auf die Spur zu kommen. Die Proben könnten möglicherweise organisches Material enthalten, erklärte der Manager der Mission, Makoto Yoshikawa. Im Fokus stehen vor allem Aminosäuren, die die fundamentalen Bausteine des Lebens sind.
Die Forscher glauben, dass sich die Beschaffenheit des pechschwarzen Asteroiden Ryugu in den vergangenen Milliarden Jahren nicht verändert hat. Der Kleinplanet hat einen Durchmesser von nur rund 800 Metern. Er besteht aus Kohlenstoff und Wassereis und ist der Erde vergleichsweise nah. Solche Asteroiden könnten bei Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten gebracht haben.
Die Sonde warf das Material Sonntagfrüh gegen 2.30 Uhr Ortszeit in einer Kapsel über der Erde ab, wie die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa mitteilte. In der Live-Übertragung waren jubelnde Mitarbeiter zu sehen, die die Fäuste reckten. „Sie ist zurück!“, freute sich der Sprecher. Bei ihrem Eintritt in die Erdatmosphäre war die Kapsel als Sternschnuppe zu erkennen.
Verzögerte Suche
„Hayabusa 2“ hatte auf dem Asteroiden Ryugu gerade einmal 0,1 Gramm Proben gesammelt. Die Kapsel mit den Proben war am Samstag von „Hayabusa 2“ abgekoppelt worden, als die etwa kühlschrankgroße Raumsonde 220 000 Kilometer von der Erde entfernt war. Der mit einem Fallschirm und einem Sensor ausgestattete Behälter landete in der unwegsamen Wüste Australiens. Da es Nacht war, verzögerte sich die Suche. Bei Tagesanbruch aber machten sich die Suchtrupps auf, durchkämmten ein Gebiet von 100 Quadratkilometern. Stunden später meldete Jaxa bei Twitter „Wir haben die Kapsel gefunden!“ Die Proben sollen nun nach Japan gebracht werden.
„Ein Asteroid hat eine Geschichte, vielleicht auch eine spezielle thermische Geschichte. Wir wissen nicht genau, wie stark er aufgeheizt wurde. Wie schnell ist er wieder abgekühlt?“, sagte Frank Brenker von der Universität Frankfurt im Deutschlandfunk. Die Geowissenschaftler dort sind Teil des internationalen Analyseteams und möchten sich ein Körnchen von der extraterrestrischen Beute abholen.
Auch für China war das Wochenende erfolgreich. Dem Land gelang nach seiner unbemannten Mondlandung nun das erste robotergesteuerte Andock-Manöver eines Raumschiffes in der Umlaufbahn um den Erdtrabanten. Die Aufstiegsstufe brachte rund zwei Kilogramm Mondgestein zum Raumschiff „Chang’e 5“ und verstaute sie dort in einer Rückkehrkapsel, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Danach koppelte sich das Modul wieder ab.
Nach den bemannten Mondlandungen der USA in den 1960er und 1970er Jahren ist es das erste Mal, dass im Mond-Orbit ein Docking-Manöver auch ohne Astronauten gelungen ist.
Das Raumschiff umkreiste am Sonntag den Mond und wartete auf den richtigen Moment für den Rückflug zur Erde. Die Landung wird Mitte des Monats in der Inneren Mongolei erwartet. Es ist das erste Mal seit 44 Jahren, dass wieder Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht werden sollen.
Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion die dritte Nation, der ein solches Vorhaben gelungen ist. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. (mit dpa)
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