
Polens Olympiasieger Kamil Stoch gewinnt auch die Qualifikation in Bischofshofen und untermauert seine Favoritenstellung auf den Vierschanzentournee-Gesamtsieg. Schlechter lief es beim deutschen Duo: Markus Eisenbichler und Karl Geiger enttäuschten nach dem Dämpfer vom Bergisel erneut.
Nach seiner wackligen Generalprobe verschwendete Karl Geiger keinen Gedanken an das Projekt "Tournee-Wunder". Der Quali-Sprung sei "nicht ganz ideal" gewesen, sagte Geiger, "aber ich weiß, dass ich die Schanze knacken kann." Vor dem großen Finale des Skisprung-Spektakels am Mittwoch (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) in Bischofshofen benötigt der Oberstdorfer nach der Bruchlandung am Bergisel zwei ausgezeichnete Sprünge - und Patzer der Konkurrenz.
Der Skiflug-Weltmeister landete mit nur 123,5 m abgeschlagen auf dem 25. Platz und darf im Wettkampf daher im ersten Duell antreten. Geiger wollte dem Sprung nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Passt scho'", sagte der Oberstdorfer gelassen. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher fand den Sprung "ziemlich bescheiden", aber "morgen ist ein neuer Tag". Weltmeister Markus Eisenbichler kam als Achter auf eine Weite von 134,5 m und blickte zuversichtlich auf den Tournee-Abschluss: "Es ist mir eh lieber, wenn ich mir die Granaten für den Wettkampf behalte", sagte der Bayer.
"Müsste schon ein Wunder geschehen"
Der Traum vom ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 19 Jahren ist allerdings fast ausgeträumt. "Vielleicht nächstes Jahr - 20 Jahre nach Sven Hannawald lässt sich auch besser schreiben als 19 Jahre", sagte der ARD-Experte im SID-Gespräch. Hannawald könne nur sagen, dass es eben "nicht sein soll". Vor dem vierten Springen liegt Geiger auf Gesamtrang vier, der Rückstand auf den führenden Polen Kamil Stoch beträgt 24,7 Punkte oder umgerechnet etwa 13,5 Meter. Dazwischen lauern auch noch Landsmann und Titelverteidiger Dawid Kubacki (+15,2 Punkte) sowie der norwegische Weltcup-Dominator Halvor Egner Granerud (+20,6).
Stoch unterstrich mit dem Sieg in der Qualifikation seine Favoritenrolle. Der zweimalige Gesamtsieger gewann mit einer Weite von 138,0 m, seine Herausforderer Granerud als Dritter und Titelverteidiger Kubacki als Sechster landeten in Schlagdistanz. Für Horngacher "müsste schon ein Wunder geschehen", damit Geiger am Mittwochabend den Gold-Adler entgegennehmen darf. Und Wunder, das lehrt die Tourneegeschichte, sind in Bischofshofen selten. In den vergangenen 20 Jahren verspielte nur der Norweger Daniel Andre Tande (2016/17) seine Gesamtführung nach dem Springen in Innsbruck.
Eine Aufholjagd jenseits der Top 3 gelang nur Helmut Recknagel vor 63 Jahren, als er 1958 als Fünfter noch zum ersten deutschen Tourneesieg der Geschichte sprang. Auf Gesamtrang fünf liegt derzeit Eisenbichler (+33,4), der noch auf seine letzte minimale Chance hofft: "Ich werde mich nicht aufgeben, das ist einfach nicht meine Natur", sagte "Eisei". Neben Geiger und Eisenbichler qualifizierten sich auch die vier weiteren DSV-Athleten für das Tournee-Finale. Pius Paschke (17.), Severin Freund (19.), Constantin Schmid (30.) und Martin Hamann (34.) hoffen in der Entscheidung der besten 50 auf einen versöhnlichen Abschluss.
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