
Ein LG-Roboter auf der CES in Las Vegas – im Jahr 2018 (Archivbild)
Foto: David Becker/ AFPZum ersten Mal in ihrer Geschichte findet die CES, die Consumer Electronics Show, nicht in Las Vegas statt. Die Pandemie lässt solche Großveranstaltungen auch weiterhin nicht zu. Doch statt die Messe abzusagen, haben die Veranstalter sie ins Internet verlegt. Viele der Jahr für Jahr teilnehmenden Firmen sind auch jetzt dabei, so etwa Samsung, Sony und LG.
Nun könnte man meinen, eine solche Onlineveranstaltung würde auch die Möglichkeiten des Internets nutzen. Etwa, indem die Pressekonferenzen, die letztlich vorab aufgezeichnete Videos sind, in einer Art Mini-Netflix zum nicht linearen Anschauen bereitgestellt werden. Stattdessen jedoch versucht die Messegesellschaft, das Feeling einer Livemesse zu reproduzieren. So werden die Online-Pressekonferenzen »live« gestreamt. Wenige Minuten nach dem Liveevent sind die Shows dann aber tatsächlich auch »on demand« abrufbar.

Internet-Show auf der großen Bühnen: Hisense-Pressekonferenz
Foto: HisenseBemerkenswert ist bei all dem, wie sehr sich manche Firmen Mühe geben, ihren Videoshows einen Liveanstrich zu geben, indem ihre Sprecher auf großen Bühnen auf ein nicht vorhandenes Publikum einreden. Oder – so wie es der chinesische TV-Hersteller Hisense tat – gar Tänzer in Glitzerkostümen über die Bühne trippeln lassen. Andere, wie etwa LG, nutzen dagegen die Möglichkeiten des Mediums voll aus, zeigten professionell choreografierte und geschnittene Videopräsentationen.

Screenshot aus der Hisense-Pressekonferenz: »Dirty Dancing« in der Waschmaschine
Foto: HisenseDie Luft soll sauber sein – auch beim Camping
Was LG da so professionell präsentierte, war allerdings nicht immer ganz neu. Ein Highlight sind beispielsweise sogenannte QNED Fernseher mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung (Ähnliches haben gerade auch Samsung und Sony gezeigt). Die erste Besonderheit: Bis zu 30.000 winzige LEDs ermöglichen hier ein Kontrastverhältnis von 1.000.000:1 mit tiefem Schwarz zu sehr hellem Weiß. Die zweite Besonderheit: Die Pressemitteilung dazu hatte das Unternehmen schon am 29. Dezember verschickt.
Sehr trendy, teils aber auch sehr kurios, warb LG für seine Raumluftfilter, die es in diversen Größen gibt, vom kindgroßen Standgerät über die elektronisch gesteuerte Atemmaske bis zum mobilen PuriCare Mini. Letzterer ist freilich auch keine echte Neuheit, wurde er doch schon im November 2019 gezeigt. Originell war die Vorführung trotzdem, denn darin wurde beispielsweise vorgeschlagen, das Gerät auch zum Zelten mitzunehmen. Offenbar ist frische Luft für LG erst dann wirklich frisch, wenn sie einmal elektrisch gereinigt worden ist.

Sonic, der Wischmopp
Bei Saugrobotern ist es in den vergangenen Jahren hip geworden, sie nicht nur saugen, sondern auch wischen zu lassen. Doch so gut die Idee ist, so schlecht ist meist die Umsetzung. Denn damit der Roboter Hartböden wischen kann, muss man nicht nur seinen Wassertank auffüllen, sondern auch einen Wischmopp anbringen und nach getaner Arbeit wieder abnehmen. Die Geräte können also entweder nur wischen oder nur saugen.
Der neue Roborock S7 soll das besser machen, weil er laut Hersteller über ein »Sonic-Mopp-Wischsystem mit intelligenter Lift-Technologie« verfügt. Klingt komisch, ist aber im Grunde ganz einfach. Der Lift sorgt dafür, dass der Roboter seinen Wischmopp anhebt, sobald er auf einen Teppich stößt. So soll der S7 in einem Arbeitsgang sowohl wischen als auch saugen können. Das weckt schon Erinnerungen an Loriots legendären Heinzelmann (»Es saugt und bläst der Heinzelmann…«).

Die Unterseite des Roborock S7: Den Wischmopp kann der Roboter anheben, wenn auch nur ein paar Millimeter
Foto: RoborockAls »Sonic Mopp« wiederum bezeichnet Roborock die Fähigkeit, den Mopp bis zu 3000 Mal pro Minute hin und her wischen zu lassen. So soll er auch »hartnäckigsten, eingetrockneten Schmutz« aufwischen können, woran Saug-Wischroboter bisher scheitern. Dass er trotzdem einen als »Gründlich« bezeichneten Modus hat, in dem er die Flächen zweimal wischt, lässt vermuten, dass das nicht immer auf Anhieb klappt.
In Deutschland kommt der S7 im zweiten Quartal für 549 Euro in den Handel.
Bosch baut ein Mond-Navi für Roboter
Der deutsche Elektronikkonzern hat Nachhaltigkeit als Marketingargument verstanden und verkündet, dass die Firma nach ihren eigenen Berechnungen seit Ende 2020 CO₂-neutral arbeitet. Passend dazu wird der im vergangenen Jahr eingeführte Werbespruch »Like a Bosch« jetzt zu »Live sustainable like a Bosch« – »lebe nachhaltig wie ein Bosch« – erweitert.
Das Unternehmen begründet das beispielsweise damit, dass seine Waschmaschinen dank Zeolith-Trocknung bis zu 20 Prozent weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Geräte. Neu ist diese Technologie allerdings nicht, sie wird schon seit etlichen Jahren genutzt. Besser passt da schon, dass Bosch mit seinen E-Bike-Motoren, -Akkus und -Computern substanziell an der Einführung zeitgemäßer Mobilitätstechnologie beteiligt ist.

Bosch Rauchmelder sind jetzt auch Luftreinheitsmelder
Foto: BoschZeitgemäß ist auch, wie Bosch aktuelle Bedürfnisse mit neuen Funktionen bestehender Produkte befriedigt. So hat das Unternehmen in seine vernetzten Rauchmelder der TwinGuard-Serie eine neue Funktion eingebaut, die vor schlechter Luft warnen und zum Lüften auffordern soll, um das Risiko von Infektionen zu reduzieren. Das Update ist für alle Nutzer kostenlos.
Das Unternehmen hat aber noch mehr Neuigkeiten: Zusammen mit den Firmen Astrobotic und WiBotic sowie der University of Washington entwickelt Bosch sogenannte CubeRovers. Die Roboter von der Größe eines Schuhkartons sollen künftig autonom oder in Gruppen die Mondoberfläche untersuchen und Daten an größere Mondsonden senden. Das große Problem dabei: Auf dem Mond gibt es kein GPS, also müssen die kleinen Robo-Kundschafter irgendwie anders den Weg zurück zu ihren drahtlosen Ladestationen finden.

Ungefähr so soll ein Cuberover aussehen
Foto: BoschAus Smart- wird Babyphone
Samsung bedient auf der CES seine Kerngeschäftsfelder, kündigt neue Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen an, aber auch den Saugroboter JetBot 90 AI+. Der soll mit 3D-Sensoren, künstlicher Intelligenz und Kameras ausgerüstet nicht nur die Wohnung sauber halten. Auf Wunsch zeigt er auch per App, was zu Hause gerade los ist. Im Video wurde demonstriert, wie man so seine Haustiere beaufsichtigen kann. Aber man könnte die Funktion theoretisch auch nutzen, um nachzuschauen, ob die Kinder Hausaufgaben machen oder vor der Spielkonsole hocken.

Screenshot aus Samsungs CES-Präsentation: Alt-Handy wird Babyfon
Foto: SamsungDer Konzern hat allerdings auch eine neue Idee gehabt, wie man alte Smartphones weiterverwenden kann. Schließlich lagen 2020 laut Branchenverband Bitkom fast 200 Millionen Altgeräte ungenutzt in deutschen Haushalten herum. Samsung hat nun ein Programm namens Galaxy Upcycling at Home angekündigt, das Anwendern Möglichkeiten aufzeigen soll, alte Galaxy-Smartphones – und nur die – beispielsweise als Babyphone weiterzunutzen. Wie das im Detail funktionieren soll und für welche Geräte es solche Angebote geben wird, wurde indes nicht erklärt.
Rock 'n' Roll
Für einen kleinen Blick in die womöglich nähere Zukunft sorgte der Elektronikhersteller TCL, der auf Messen immer gern Display-Prototypen zeigt und auch auf der virtuellen CES nicht enttäuscht. In einem kurzen Video zeigte das Unternehmen ein Smartphone mit einem aufrollbaren Bildschirm, der per Knopfdruck von 6,7 Zoll auf 7,8 Zoll erweitert werden kann. Das erinnert sehr an ein Modell, das wir Anfang 2020 in Barcelona ausprobieren konnten:


Display-Prototyp von TCL in Barcelona: Links ausgerollt, rechts aufgerollt
Ein konkretes Produkt ist dieses Smartphone aber ebenso wenig wie das aufrollbare 17-Zoll-Display, das TCL als Computeranimation zeigte. Damit ist es ein typisches Beispiel für die Prototypen, die das Unternehmen immer wieder zeigt: Sie sehen oft toll aus, doch ob sie jemals zu echten Produkten werden, sollte man lieber geduldig abwarten. Die Smartphones und Tablets, die TCL auf der CES als Neuheiten präsentierte, kommen jedenfalls allesamt noch mit starren Displays zum Kunden.
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