Jürgen Klopp hatte eine Bitte an die Fußball-Welt. „Senden Sie mir eine Nachricht“, sagte der Trainer des FC Liverpool am Donnerstagabend nach dem 3:1-Sieg seiner Mannschaft in der englischen Fußball-Premier League bei den Tottenham Hotspur. „Wenn Sie einen zentralen Abwehrspieler für einen vernünftigen Preis mit der Qualität, die wir benötigen, haben, dann senden Sie mir eine Nachricht“, sagte der Deutsche beim TV Sender BT Sport. Klopp war zwar erleichtert über den Sieg im Topspiel, doch seine größte sportliche Sorge hatte der Dauerregen von London beim Liverpool Football Club nicht weggespült. Eher im Gegenteil.
Denn der Meister hat ein schier unglaubliches Verletzungspech in der zentralen Defensive. Virgil van Dijk, der entscheidende Baustein für den Erfolg, fällt schon seit Oktober mit einem Kreuzbandriss aus. Wann der Niederländer wieder spielen kann, ist unsicher, vor April wird es wohl nichts. Joe Gomez ist nach einer Sehnenverletzung im Knie ebenfalls lange außer Gefecht. Klopp zog Fabinho aus dem Mittelfeld zurück, doch auch der musste nun mit einer Muskelblessur passen; immerhin soll er nicht so lange ausfallen. Und daher stellte Klopp Kapitän Jordan Henderson, der eigentlich im Mittelfeld gesetzt ist, an die Seite von Joel Matip.
Doch für den früheren Schalker Matip, der gelernter Innenverteidiger ist, dauerte die Partie nicht lange. In der Halbzeit musste er in der Kabine bleiben. Klopp berichtete nach der Partie von einer Blessur am Sprunggelenk, die „nach etwas Ernstem“ aussieht. Für Matip kam Nathaniel Philipps in die Partie. Der war vergangene Saison nach Stuttgart verliehen und half, dass der VfB in die Bundesliga aufstieg. Neben dem 23 Jahre alten Abwehrspieler wäre die andere Option der erst 19 Jahre alte Rhys Williams gewesen. Die Optionen Klopps im harten Winterprogramm werden immer weniger.
Bis zum frühen Montagabend sind auch in England noch Transfers möglich. „Wir haben immer an Neuverpflichtungen gedacht und tun es auch jetzt“, sagte Klopp nach der ernüchternden Bestandsaufnahme. „Es geht darum, das Richtige zu tun, wir müssen die richtigen Spieler finden. Es ist unglaublich, was bei uns in der Abwehr passiert. Die Situation ist unglaublich seltsam. Wir werden sehen, was wir tun können, aber das hat uns heute Abend noch nicht geholfen.“ Dafür, dass Liverpool so dezimiert war, machte die Mannschaft ein starkes Spiel. Und die Abwehr erschien auch nicht als große Schwachstelle.
Das mag allerdings auch daran gelegen haben, dass Gegner Tottenham ebenfalls mit Problemen zu kämpfen hat. Der dicht gedrängte Corona-Spielplan fordert seinen Tribut. Und dann kommt auch noch Pech dazu. Harry Kane, der Sturmpartner von Heung-min Son, zog sich Verletzungen an beiden Knöcheln zu. Zuerst am rechten nach einem Zweikampf mit Liverpools Thiago, dem früheren Bayern-Spieler, später am linken nach einer unglücklichen Landung im Duell mit Henderson. Jeweils saß er auf dem Rasen, dann ging nichts mehr. Trainer José Mourinho rechnet mit einem Ausfall von „mehreren Wochen“. Erik Lamela kam zur zweiten Halbzeit für den eminent wichtigen Kane ins Spiel.
Da stand es 1:0 für Liverpool, weil Roberto Firmino den Bann gebrochen hatte. Seit 27. Dezember hatten die „Reds“ in der Premier League nicht mehr getroffen, dann war der frühere Hoffenheimer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zur Stelle nach 482 Minuten ohne Tor seines Klubs. Es kam noch besser. Nach schwacher Abwehr von Torwart Hugo Lloris knallte Trent Alexander-Arnold den Ball zum 2:0 ins Tor. Doch die Spurs konterten. Emil Höjbjerg traf mit einem sehenswerten Schuss. Es ging hin und her, ehe Sadio Mané nach einem Abwehrfehler das beruhigende 3:1 für Liverpool erzielte.
„Ich freue mich sehr, es war ein großartiges Spiel. Heute Abend haben wir eine Mauer niedergerissen – das ist gut“, sagte Klopp erleichtert ob des ersten Siegs in der Liga seit Mitte Dezember. „Man kann das Selbstvertrauen leicht verlieren, aber man kann es sich auch zurückholen. Es ist allerdings nicht wie ein Licht, das man einfach an- und ausknipsen kann. Wir haben im richtigen Moment die Tore erzielt. Ich habe viele Dinge gesehen, die ich sehen wollte.“ Die Verletzung von Matip gehört allerdings nicht dazu. Und so wird es spannend zu beobachten sein, was sich in den Tagen bis Montag noch personell tut.
Pausen zum Verschnaufen gibt es kaum. Erst Ende März, wenn wieder Länderspiele anstehen, gibt es für Liverpool eine etwas längere Unterbrechung. Bis dahin sind zahlreiche Partien zu absolvieren, nicht nur in der Premier League, in deren Tabelle die Mannschaft von Klopp nun Vierter ist. Vier Punkte sind es bis zu Spitzenreiter Manchester City, der aber ein Spiel weniger auf dem Konto hat. Nach dem Aus im FA-Cup bei Manchester United zuletzt ist Liverpool dazu noch in der Champions League. Im Achtelfinale kommt es zu einem spannenden Duell: Es geht gegen RB Leipzig und Julian Nagelsmann.
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