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Champions League: Einreiseverbot für Liverpool - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Weder die Vertreter des slowenischen Klubs NK Celje noch ihre Kollegen des irischen Vereins Dundalk FC dürften sich zurückgesetzt fühlen, wenn man zu dem Schluss kommt, dass ihr jüngstes Duell den Gang der Fußballwelt sportlich nur bedingt beeinflusst hat. In der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League trafen die Klubs im August aufeinander, Celje gewann 3:0, schied aber kurz darauf gegen den norwegischen Klub Molde FK aus dem Wettbewerb aus. Eine organisatorische Besonderheit blieb: Denn das Spiel zwischen dem slowenischen und dem irischen Klub fand weder in Slowenien noch in Irland statt, sondern aufgrund der Corona-Lage auf neutralem Boden in Ungarns Hauptstadt Budapest.

Das ist eine Konstellation, die sich bald in der entscheidenden Phase des Europapokals wiederholen könnte. Dass die Sorge um neue Virus-Mutanten und entsprechende nationale Abschottungen innerhalb von Europa gerade das politische Handeln prägen, hat natürlich Auswirkungen auf die Klub-Wettbewerbe, für die die Teilnehmer normalerweise munter über den Kontinent jetten. Erster Fall ist das Achtelfinal-Duell der Champions League zwischen RB Leipzig und dem FC Liverpool.

Für den 16. Februar ist das Hinspiel in Leipzig geplant, doch das funktioniert nicht so leicht. Denn in Deutschland gilt seit Ende Januar und bis ein Tag nach dem geplanten Spieltermin ein Einreiseverbot aus den Ländern, die von bestimmten Virus-Mutanten besonders betroffen sind. Zu diesen Risikogebieten zählt insbesondere Großbritannien. Demnach darf der FC Liverpool nicht in Leipzig einfliegen, und es ist nicht einfach, eine Ausnahme zu rechtfertigen.

Zwar argumentieren Fußballvertreter gerne, dass die Spieler ohnehin ständig getestet werden und sich auf Europapokal-Reisen in ihrer abgeschirmten Vereinsblase bewegen. Aber die Debatte über eine Privilegierung des Sports und besonders der Fußballer begleitet die Corona-Maßnahmen seit Beginn der Pandemie. In der aktuellen Situation würde dies wohl in verschärfter Form passieren.

Das Bundesinnenministerium machte in dieser Woche deutlich, dass es "derzeit keine Sonderregelung für Profi-Sportler" gebe. Gleichwohl stellten die Leipziger bei der Bundespolizei einen Antrag für eine Ausnahmegenehmigung für Liverpool.

Das verabschiedete Beförderungsverbot aus Risikogebieten ist sehr strikt formuliert. Zwar gibt es generelle Ausnahmen, zum Beispiel für Personen mit Wohnsitz oder Aufenthaltsrecht in Deutschland, Ambulanzflüge oder Beförderungen im Auftrag der Vereinten Nationen. Es gibt aber keine Ausnahme-Kategorie, unter die auch nur ansatzweise ein Champions-League-Spiel fallen würde - und die Verordnung beinhaltet auch keinen Passus, der eine Prüfung von darüber hinausgehenden Ausnahmen vorsieht.

Am Donnerstagabend wurde dann bekannt: Die Bundespolizei lehnt den Antrag auf eine Sondergenehmigung für die Einreise des Teams aus Liverpool ab, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Die naheliegende Alternative wäre, das Heimrecht mit Liverpool zu tauschen

Es ist klar, dass sich die Leipziger mit anderen Modellen als dem Heimspiel-Termin befassen müssen - und auch andere Bundesligisten dieses Thema angehen. Schon in drei Wochen steht das Champions-League-Heimspiel von Mönchengladbach gegen Manchester City an, allerdings ist das derzeit gültige Einreiseverbot bis dahin ausgelaufen. Auch beim Europa-League-Duell Hoffenheim gegen Molde kann es zu vergleichbaren Schwierigkeiten kommen.

Europas Fußball-Union Uefa als Veranstalter der Champions League verlangt von Leipzig Klarheit bis zum 8. Februar. Gemäß Reglement muss der gastgebende Klub gewährleisten, dass ein Spiel stattfinden kann - nicht etwa Liverpool, dass es einreisen kann. Sollte RB keine Lösung präsentieren, droht laut Statuten schlimmstenfalls sogar eine 0:3-Niederlage am grünen Tisch.

Das ist aber nur der theoretische Worst Case. Es ist natürlich nicht schön, wenn ausgerechnet ein solch wichtiges Spiel nicht als Heimspiel stattfinden kann, aber zugleich ist es auch nicht so kompliziert, Lösungen zu finden.

Die naheliegende Alternative wäre, das Heimrecht mit Liverpool zu tauschen. Normalerweise gilt es als Nachteil, das Rückspiel auswärts zu bestreiten, was dafür spräche, dass Liverpool dem eher skeptisch gegenübersteht. Aber in diesen Corona-Zeiten ohne Zuschauer ist manches anders. Der FC Liverpool äußerte sich am Mittwoch auf Anfrage aber nicht, ob ein Tausch für ihn in Frage kommt. Zudem ist ungewiss, ob beim avisierten Rückspiel-Termin in vier Wochen die Verordnungslage in Deutschland anders ist.

Daneben bleiben zwei andere Varianten. Die Leipziger könnten das Heimrecht generell abtreten, dann fänden beide Spiele in Liverpool statt - oder sie wählen das Modell von Celje und Dundalk aus dem August und spielen an einem neutralen Ort in einem Land, in dem kein strenges Einreiseverbot für Personen aus Großbritannien gilt. Beides wäre wohl auch nicht im Sinne des Pandemiegeschehens, wenn eine Mannschaft zwei- statt nur einmal in ein Risikogebiet reist oder wenn zwei Teams durch Europa reisen anstatt nur eins.

Ein sportjuristisches 0:3 wäre übrigens ein Novum für den Wettbewerb. Zwar kam es in der Folge der Corona-Lage schon dazu, dass Spiele der Champions-League-Qualifikation als verloren gewertet wurden. Aber da ging es drum, dass eine Mannschaft zu viele Infektionsfälle und mithin zu wenige verfügbare Spieler hatte. Irgendein Spielfeld hat bisher noch jeder gefunden.

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