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Kommentar zum FC Bayern: Blauhelme, Voyager, FC Bayern - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Die finale Mission, so nennt der FC Bayern seine Reise zur Klub-WM in Katar, wo die Mannschaft den letzten verbliebenen Titel der Saison 2020 gewinnen soll. Das "o" ist im Hashtag für die sozialen Medien eine "6": "#finalmissi6n". Eine Mission, das kann laut Duden eine "ins Ausland entsandte Personengruppe mit besonderem Auftrag" sein. Und so musste man Karl-Heinz Rummenigge dann wohl auch verstehen: Der deutsche Rekordmeister, irgendwo zwischen Blauhelmsoldaten und Voyager-Sonden.

"Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben", das hat der Vorstandschef der Bayern am Samstag der Bild gesagt. Uli Hoeneß sprach im BR von einer "Unverschämtheit", einem "Skandal ohne Ende". Was war geschehen? Waren alle fünf Titel der Vorsaison nachträglich per Videobeweis annulliert worden? Wird statt dem FC Bayern der Bayern-Bezwinger Holstein Kiel zum Turnier um den Weltpokal entsandt, um dort am Montag gegen Al Ahly SC aus Kairo im Halbfinale anzutreten?

Bayerns sechster Titel ist eher nicht erforderlich zur Wahrung der öffentlichen Ordnung

Nein, geschehen war das: Die Delegation des FC Bayern hatte den ambitionierten Plan verfolgt, noch am Abend nach dem 1:0 bei Hertha BSC vom Flughafen BER nach Doha aufzubrechen. Dieser Plan ging auf tragikomische Art um ein paar Minuten schief. Denn wie das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg am Samstag mitteilte, sei die Bitte um Startfreigabe um 0.03 Uhr eingegangen, was aufgrund der Nachtflugbeschränkungen drei Minuten zu spät war. Ausnahmen gebe es nur für "wenige begründete Einzellagen (Notfälle, Postflüge, Regierungsflüge)" oder, zum Beispiel, falls "der Flug für die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich ist" - also eher nicht für Fußballer, die den nächsten Pokal gewinnen müssen. Hoeneß sah das etwas anders. Die Mannschaft vertrete in Katar den deutschen Fußball, das sei "eine wichtige Geschichte".

Die Mannschaft verbrachte dann die Nacht im Flieger, gestartet wurde am Samstagmorgen. Rummenigge sagte: "Wir fühlen uns von den zuständigen Stellen bei der brandenburgischen Politik total verarscht." Eine Sprecherin des BER sprang dem FC Bayern bei: Die Maschine sei rechtzeitig startbereit gewesen. Das Spiel gegen die Hertha war extra um eine halbe Stunde vorverlegt worden, im Versuch, dem engen Terminplan gerecht zu werden. Und Perfektionismus in der Spielvorbereitung ist natürlich nichts, was man einem Fußballverein vorwerfen sollte.

Einerseits konnte man den bayerischen Ärger also verstehen. Andererseits wird so eine Nacht in einem komfortablen Flieger (die Münchner reisen ja nicht in der Holzklasse) jetzt auch nicht über die Maßen strapaziös gewesen sein. Oder aber man musste die Worte von Karl-Heinz Rummenigge ganz anders verstehen, tatsächlich als Teil einer Friedensmission. Seit Jahren wünschen sich ja Fans und Menschenrechtler vom FC Bayern öffentliche Kritik an ihrem Geschäftspartner Katar. Und vielleicht wollte Rummenigge dem nun über einen Umweg gerecht werden, indem er zu verstehen gab, dass es in einer Qatar-Airways-Maschine nur sehr schwer auszuhalten ist. Wenn das rauskäme, würde sich Katar vom FC Bayern jedenfalls sicher total verarscht vorkommen.

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