ARD-Sonntagskrimi: Der Wien-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Männer, die um die Macht schwitzen: Fellner und Eisner untersuchen ein Komplott, das von sportbegeisterten und gesundheitsfanatischen Spitzenbeamten ausgeheckt wurde. Ein »Tatort« über Achtsamkeit und Infamie.
Das Szenario:
Ein Marathon der Amoralität. Nach dem Tod eines ranghohen Beamten im Innenministerium ermitteln Fellner (Adele Neuhauser) und Eisner (Harald Krassnitzer) im hitzeflirrenden Wien zwischen sportbegeisterten Spitzenbeamten, die offenbar nicht nur die Leidenschaft fürs Trainieren teilen, sondern auch die Lust am Intrigieren. Wie weit reicht ihr Komplott in Regierungskreise?
Der Clou:
Achtsamkeit und Infamie - das geht in diesem etwas anderen Verschwörungsthriller gut zusammen. Hier wird nicht in irgendwelchen Hinterzimmern geraucht oder gesoffen, sondern ständig der Puls gemessen und Kräutertee getrunken.
Das Bild:
Kommissarin mit Taschentuch vor dem Gesicht. Auf dem Obduktionstisch vor ihr das Opfer. Gerichtsmediziner: »Wir haben Probleme mit der Kühlung.«
Der Dialog:
Moritz Eisner in Gespräch mit seinem Vorgesetzten Ernst »Ernstl« Rauter (Hubert Kramar) über den Verein »Sichere Zukunft«, wo Spitzenpolitiker und Security-Unternehmer zusammenkommen.
Moritz: »Was hältst du von dem Verein?«
Ernstl: »Warum fragst du das?«
Moritz »Weil es mich interessiert.«
Ernstl: »Da sind auch gute Leute dabei.«
Moritz: »Du auch?«
Ernstl: »Hüft's nix, schodt's nix.«
Der Song:
In diesem »Tatort« wird mit eigens komponierter Musik gearbeitet. Wer sich im Netz nach Musik zum Joggen umhört, kriegt unfassbar öde Songs zwischen – wie es auf einer Seite heißt – 140 bis 160 Beats per Minute zusammengestellt. Davon wollen wir hier lieber keinen verbreiten.
Die Bewertung:
Obacht, die neue Ruchlosigkeit kommt in atmungsaktiver Kleidung und mit Sport-Tracker daher: Trotz einiger Plot-Schwächen ist dieser »Tatort« ein smartes Update des klassischen Klüngel-Krimi-Themas »Männer, die um die Macht schwitzen«. Parallelen zur aktuellen Korruptionsaffäre im Umfeld von Österreichs Kanzler Kurz nicht ausgeschlossen.
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