»Windows 10 ist die letzte Windows-Version«, behauptete Microsofts Technik-Evangelist (ja, das ist ein Beruf) Jerry Nixon im Sommer 2015 – wenige Wochen bevor die aktuelle Ausgabe des Betriebssystems veröffentlicht wurde. Diese Ansage muss Nixon nun leidtun: Denn die nächste Version von Windows ist im Internet aufgetaucht und hat den Namen Windows 11.
Natürlich sollte der Satz nicht bedeuten, dass Microsoft die Entwicklung von PC-Betriebssystemen einstellen wird. Vielmehr wollte Nixon erklären, dass Windows 10 in regelmäßigen kleinen Schritten weiterentwickelt und erweitert werden sollte. Neue Versionsnummern oder Namen brauche man daher nicht mehr. Windows 10, so hieß es, solle wie eine Dienstleistung weiterentwickelt, bei unveränderter Bezeichnung ständig verbessert werden.
Das ist offensichtlich auch der Wissensstand von Cortana, der nach einer Figur aus dem Videospiel »Halo« benannten Assistenzfunktion von Windows 10. Auf die Frage des »The Verge«-Redakteurs Tom Warren, ob Windows 11 real sei, antwortet die künstliche Intelligenz brav, dass es laut Microsoft.com kein Windows 11 geben werde.
Blöd nur, dass Warren Cortana die Frage auf einem PC stellte, dessen Windows sich selbst sehr deutlich als Windows 11 identifiziert:
Dass ihm das überhaupt möglich war, liegt daran, dass eine Vorabversion des nächsten Windows im Internet aufgetaucht ist, gut eine Woche vor der für den 24. Juni geplanten Enthüllung durch Microsoft. Zunächst waren auf dem chinesischen Portal Baidu Screenshots der Software veröffentlicht worden. Wenig später machte eine sogenannte ISO-Datei die Runde, sozusagen eine virtuelle DVD mit dem kompletten Betriebssystem. Viele Neugierige haben es offenbar bereits auf ihren Rechnern installiert.
Mit solchen Experimenten sollte man extrem vorsichtig sein. Schließlich könnte sich in der verheißungsvollen Datei auch ein Schadprogramm verbergen, das unter dem Deckmantel vermeintlicher Neuerungen Schadsoftware auf die PCs neugieriger Nutzerinnen und Nutzer lädt. Man kann davon ausgehen, dass spätestens jetzt Varianten der Windows-11-ISO-Datei unterwegs sind, die genau das tun.
Solcher Gefahren sind sich offenbar auch die Redakteure von Golem.de bewusst, die sich die Software besorgt, aber vorsichtshalber nicht direkt auf einem PC installiert haben, sondern in einer sogenannten virtuellen Maschine, also in einer Software, die einen vollständigen PC nur simuliert. Damit wird der eigentlichen Rechner vor Schadsoftware geschützt.
Das Urteil der PC-Experten : »Viel mehr als ein größeres, visuelles Update von Windows 10 ist es eigentlich nicht.« Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass es sich wohl um eine frühe Entwicklerversion handelt.
Wie zuvor gemunkelt wurde, sind die Ecken von Bildschirmfenstern in der neuen Windows-Version sanft abgerundet. Das Startmenü hat einen aufgeräumteren Look bekommen, ist nicht mehr in Kästen aufgeteilt und lässt den Hintergrund leicht durchschimmern. Zudem ist der »Start«-Knopf, der zum Ausschalten des Rechners dient, von der linken Seite nach rechts unten gewandert. Der Dateiexplorer hingegen wirkt altbekannt.
Im Kern des neuen Betriebssystems scheint laut Golem.de aber weiterhin Windows 10 zu stecken, und auch die Systemeinstellungen seien identisch. Eine auffallende Änderung hat es dann aber doch noch gegeben: Windows 11 meldet sich beim Hochfahren mit einem neuen Startton, der weit weniger bombastisch klingt als bei vielen Vorgängerversionen:
Dass der Startsound geändert würde, hatte sich schon abgezeichnet, als Microsoft vor wenigen Tagen ein um den Faktor 4000 verlangsamtes Best-of der Starttöne von Windows 95, XP und 7 veröffentlicht hatte.
Mittlerweile zeigt sich, dass Cortana lernfähig ist. Kurz nachdem Tom Warren auf »The Verge« über die geleakte Windows-11-Version berichtet hatte, antwortete der Sprachassistent auf die Frage, ob Windows 11 real sei, mit einem Hinweis auf Warrens Artikel.
Die offizielle Präsentation des neuen Windows hat Microsoft für den 24. Juni geplant. Spätestens dann werden wir erfahren, ob in der Neuausgabe nicht doch noch ein paar Neuerungen stecken, die in der geleakten Version nicht enthalten sind.
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