Der Sänger Gil Ofarim zweifelt die Glaubwürdigkeit der internen Untersuchung des Leipziger Hotels an. „Ein vom Hotel bezahlter Untersuchungsbericht wird genauso wie zuvor an die Medien gespielte unvollständige Videosequenzen kein Beitrag zur Wahrheitsfindung sein“, zitiert der „Stern“ aus einem Schreiben von Ofarims Anwalt Markus Hennig.
Ofarim fordere „eine ernsthafte Auseinandersetzung“ mit dem alltäglichen Antisemitismus. Er habe bewusst keinen Beitrag geleistet zur Untersuchung des Hotels, dies sei auch „mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft bereits von Anfang an“ so verabredet gewesen, so Ofarims Anwalt Hennig.
Vor knapp zwei Wochen hatte der Sänger auf Instagram berichtet, er sei in einem Leipziger Hotel antisemitisch angefeindet und wegen seiner Kette mit einem Davidstern abgewiesen worden. Die Ergebnisse einer internen Untersuchung hatten die Schilderungen Ofarims in Zweifel gezogen. Nach Informationen der Wochenzeitung „Zeit“ hat keiner der von einer Rechtsanwaltskanzlei befragten Zeugen des Abends eine antisemitische Beleidigung vernommen.
Die „Zeit“ bezieht sich in ihrer aktuellen Ausgabe auf den 118 Seiten langen Abschlussbericht der von den Hotelbetreibern beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Pauka & Link. Die Anwälte der Kanzlei ermittelten parallel zur Leipziger Staatsanwaltschaft, deren Untersuchung noch andauert. Sie konnten mit Mitarbeitern und Gästen sprechen sowie Videomaterial der Überwachungskameras auswerten.
Bereits vergangene Woche war bekannt geworden, dass auch die Polizei „ernstzunehmende Zweifel“ an Ofarims Darstellung habe. Die „Bild am Sonntag“ veröffentlichte ein Überwachungsvideo, das die Geschehnisse in der Hotellobby zeigt. Demnach war der Davidstern des Sängers nicht sichtbar.
Gil Ofarim soll dem Hotelmitarbeiter gedroht haben
Nach Aussage von Zeugen im Bericht der Kanzlei sei von Ofarims Kette mit einem Davidstern in der Hotellobby keine Rede gewesen, berichtet nun auch die „Zeit“. Vielmehr sei der Musiker in Konflikt mit einem Mitarbeiter des Hotels geraten, weil dieser andere Kunden Ofarims Auffassung nach bevorzugt behandelt habe.
Ofarim selbst soll daher gedroht haben, ein Video bei Instagram hochzuladen, das „viral gehen“ werde. So schildern die Szene zwei Mitarbeiterinnen und drei Gäste. Ofarim äußerte sich auf Nachfrage der „Zeit“ nicht zu den Erkenntnissen.
Den Grund nennt der Anwalt des Musikers: Ofarim vertraue auf staatliche Ermittlungen und unterstütze ausschließlich diese. „Nach meiner Auffassung sollten die Ermittlungen auch weiterhin der verantwortlichen Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei vorbehalten bleiben, die sehr engagierte Arbeit leisten“, zitiert der „Stern“ aus dem Schreiben.
Auch der Sachverständige George A. Rauscher hat im Auftrag der Kanzlei Pauka & Link ein Gutachten erstellt, über dessen Inhalte die „Zeit“ berichtet. Es kommt zu dem Schluss, dass die vom Hotel vorgelegten Aufnahmen der Überwachungskameras mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht manipuliert worden seien.
Kette von Ofarim wahrscheinlich nicht sichtbar
Mit ebenfalls an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe der Musiker seine Kette auf den vorgelegten Videosequenzen nicht sichtbar getragen – weder bei Ankunft vor dem Haus, noch beim Betreten der Lobby, noch an der Rezeption, noch beim Verlassen der Lobby.
Bei der Staatsanwaltschaft Leipzig sind inzwischen mehrere Anzeigen zu dem Fall eingegangen – darunter eine von dem beschuldigten Hotelmitarbeiter. Er wirft Ofarim Verleumdung vor. Der Sänger wiederum erstattete Strafanzeige wegen „falscher Verdächtigung“ gegen den Mann.
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