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US-Raumfahrt: Zurück zum Mond | tagesschau.de - tagesschau.de

Stand: 14.08.2022 06:23 Uhr

50 Jahre nach ihrer letzten Mondlandung kehren die Amerikaner zum Erdtrabanten zurück. Bald soll die unbemannte Artemis-1-Mission starten. Die Beteiligung privater Firmen könnte aber Risiken bergen. 

Von Ute Spangenberger, SWR 

Die USA wollen zurück auf den Mond - schrittweise. Der 29. August wäre der frühste Zeitpunkt, an dem die Rakete der NASA mit der Orion-Raumkapsel Richtung Erdtrabant starten könnte. Ziel dieser ersten unbemannten Mission: Eine vier- bis sechswöchige Mondumrundung. 2024 sollen dann mit Artemis-2 Astronauten den Mond zunächst umrunden. Ein Jahr später könnten mit Artemis-3 wieder Astronauten auf dem Mond landen.  

Ute Spangenberger
Ute Spangenberger

Teile des Alls werden kommerzialisiert  

Warum wollen die Amerikaner zurück zum Mond? Schließlich hatten sie selbst das Apollo-Programm Anfang der 1970er-Jahre aus Kostengründen und Perspektivlosigkeit eingestellt. Um die neue Mondmission zu verstehen, muss man ins Jahr 2004 zurückschauen. Davon berichtet der deutsche Ex-Astronaut Ulrich Walter. Der damalige US-Präsident George W. Bush habe damals angekündigt, "dass die Amerikaner den Weltraum in zwei Teile teilen werden".

Damit gemeint seien der Raum zwischen Mond und Erde, der sogenannte cislunaren Raum, und alles darüber hinaus, der translunare Raum: "Alles, was sich diesseits vom Mond befindet, soll kommerzialisiert werden. Alles, was Mond und darüber hinaus ist, wird Aufgabe der zukünftigen Explorationsmissionen der NASA werden", so Walter.

Heute ist viel davon Realität geworden. Die Amerikaner haben ihr Space-Shuttle-Programm 2011 eingestellt, inzwischen fliegt das private US-Unternehmen SpaceX Astronauten zur ISS. Boeing könnte demnächst folgen. Jetzt steht die Rückkehr zum Mond bevor. 

Training für spätere Marsmission 

Der Mond diene den Amerikanern als Zwischenstation zum Mars, sagt Walter. "Die NASA sagt: 'Der Mars ist unser langfristiges Ziel. Wir wissen zwar, welche Technologie wir brauchen, aber die ist noch nicht zuverlässig. Wir müssen jetzt einfach Zuverlässigkeit sicherstellen, wenn wir irgendwann zum Mars fliegen' - und da ist der Mond ideal."  

Die Artemis-Astronauten kehren also zum Mond zurück, um für Reisen und Aufenthalte auf dem Mars zu üben. Sie sollen für eine gewisse Zeit in Stationen auf dem Mond leben und arbeiten. Bei Problemen können sie binnen Sekunden Kontakt zur Bodenkontrolle aufnehmen. Auf dem Mars geht das nicht. Je nach Abstand von Mars und Erde zueinander kann die Übertragung des Signals eine Viertelstunde und noch länger dauern.  

"Außerdem kann man vom Mond jederzeit zur Erde zurückfliegen, und der Rückflug dauert nur drei Tage", sagt Walter. "Beim Mars muss man bis zu zwei Jahre warten, und der Rückflug dauert 200 Tage."

Wassereis als Ressource 

Doch auch der Mond selbst ist für die Wissenschaft interessant: Inzwischen ist klar, dass es in den Polarregionen des Monds Wassereis gibt, eine kostbare Ressource. ESA-Astronaut Matthias Maurer erklärt, dass das Wassereis nicht nur als Trinkwasser genutzt werden könnte: "Wir können natürlich auch Wasser aufspalten in Wasserstoff und Sauerstoff - und das ist genau Raketentreibstoff."

Dann würde der Mond zur Tankstelle werden: "Wenn wir von der Erde aus aufbrechen wollen ins All, Richtung Mars zum Beispiel, dann wäre es sehr günstig, mit einer mittelgroßen Rakete zum Mond zu fliegen, dort nochmal aufzutanken und durchzustarten." 

Unternehmen entwickeln "Moonlander"  

Während der Präsidentschaft von Donald Trump rückte der Mond als Missionsziel verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit. Trump hatte optimistisch verkündet, bereits 2024 wieder auf dem Mond zu landen, mit einer US-Astronautin. Damit hätte Trump - wäre er wiedergewählt worden - das Ende seiner zweiten Amtszeit krönen können. 

Zwischen 2017 und 2021, also als Trump US-Präsident war, hat die NASA ein Programm aufgelegt, um private Raumfahrtunternehmen in die Mondpläne einzubinden. Um vor der Rückkehr von Menschen bereits technisches Material und wissenschaftliche Ausrüstung auf die Mondoberfläche zu bringen, braucht es beispielsweise entsprechende Mondlandegeräte, erklärt SWR-Wissenschaftsredakteur Uwe Gradwohl. Die Entwicklung solcher "Moonlander" nun Privatfirmen zu überlassen, sei eine Strategie "nicht ohne Risiko", sagt Gradwohl: 

Bislang hat keine der im Rahmen des CLPS-Programms ausgewählten Firmen jemals ein Gerät ins All gebracht. Von fünf ursprünglich ausgewählten Unternehmen zog sich eines schon nach zwei Monaten aus dem Programm zurück, eines hat vor kurzem ein Insolvenzverfahren eingeleitet, und eines ist eine aus einem Insolvenzverfahren hervorgegangene Neugründung." 

Der Mond als Geschichtsbuch

Neben den Polregionen des Monds ist für die Wissenschaftler vor allem die Mondrückseite von Interesse. Dort könnte man Teleskope stationieren, die in die Tiefe des Universums blicken. Die Mondrückseite ist immer von der Erde abgewandt, dort gibt es keine Störstrahlung. 

Außerdem hoffen die Wissenschaftler, dass sie mit geologischen Untersuchungen des Mondgesteins auch mehr über die Vergangenheit der Erde herausfinden. "Erde und Mond sind ungefähr gleich alt, und der Mond ist ja aus der Erde entstanden, zumindest ist das die gängige Theorie", so der ESA-Astronaut Maurer.

Darum sei der Mond wie ein Geschichtsbuch: "Er erlaubt uns, ein paar Milliarden Jahre zurückzuschauen in die Vergangenheit, die auch die Erde durchgemacht hat." Denn die Erde sei - anders als der Mond - durch Wetter, Klima, Vulkanismus und Plattentektonik an der Oberfläche immer wieder "frisch und neu".  

Neuer Wettlauf im All  

Anders als in den 1960er-Jahren, während des Kalten Kriegs, liefern sich bei der jetzigen Rückkehr zum Mond die USA und Russland keinen Wettstreit. Der neue NASA-Konkurrent heißt China; eine Raumfahrtnation, die sehr viel Geld investiert. "Im Prinzip geht es wieder um einen Wettlauf, aber eigentlich nicht zum Mond, sondern zum Mars. Die Chinesen haben einen ganz genauen Zeitplan, wann sie wo sein wollen", sagt Ulrich Walter.

Aber Peking sei momentan noch im Hintertreffen, denn "die Chinesen haben noch keine Mondrakete. Mit dem Artemis-Programm sind die Amerikaner also wieder zuerst auf dem Mond. Aber auf dem Mars könnten die Chinesen vor den Amerikanern sein".  

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