Humor am Ende des Chatdienstes ICQ: Oh-oh, nie wieder „Ah-oh“!
Für ehemalige Nutzerinnen und Nutzer ist es traurig. Foto: Screenshot/the

    In dieser Woche ist das Chatprogramm ICQ nach mehr als 27 Jahren abgeschaltet worden. Redakteurin Julia Theermann blickt mit einem persönlichen Nachruf zurück.

    Den typischen Jingle („Ah-oh!“) wird wohl jeder noch im Ohr haben, der mal eine Direktnachricht über den Nachrichtendienst ICQ bekommen hat. Für die, denen die Plattform gar nichts sagt: ICQ war um die Jahrtausendwende für viele Teenager DAS Kommunikationsmittel.

    Bei der Registrierung bekam man eine neunstellige Nummer, mit der man sich anmelden und dann mit Freunden chatten konnte. „Wann bist du später on?“, hat man die Freunde damals nach der Schule gefragt – es wurde sich zum Chatten verabredet.

    Und jetzt ist ICQ weg, am Mittwoch wurde der Dienst nach 27 Jahren abgeschaltet. Für Millennials (zwischen den frühen 1980ern und Mitte der 1990er Jahre Geborene) ein kleines Drama.

    Drei Schwestern, ein Computer

    Das zeigte sich auch in der Familien-Whatsappgruppe der Autorin dieser Zeilen. Als sie die Nachricht vom ICQ-Exitus in die Gruppe trug, hatte die jüngere Schwester direkt ihre ICQ-Nummer parat. Auch der Schreiberin dieser Zeilen kommt ihre noch wie aus der Pistole geschossen – seltsam, was man sich so merkt.

    Zu den Hochzeiten des Messengers – etwa 2006 – fochten drei Schwestern in Ostfriesland am einzigen PC der Familie ständige Kämpfe darum, wer ICQ benutzen durfte. Mehrere Konten parallel zu öffnen, das war nämlich nicht möglich. Als Workaround konnte sich eine zweite Person noch über den Webbrowser anmelden. Die dritte Schwester hatte Pech. Ihr blieb nur der etwas unbeliebtere MSN-Messenger, um sich mit den Freundinnen auszutauschen.

    Es bleibt die Erinnerung

    Diese wilden Tage liegen lange zurück. Benutzt haben ICQ immer weniger Leute – spätestens seit dem Aufkommen von Whatsapp, Signal und Co. Auch die Autorin hat zuletzt 2017 in den Messenger geschaut, um ehemaligen Schulkameraden für die Planung des Abitreffens nachzustellen.

    Doch ab und zu gibt es Leute, die ihre Töne am Handy so angepasst haben, dass bei jeder Nachricht ein freundlich-aufdringliches „Ah-oh!“ ertönt – wahrscheinlich, um sich dann darüber zu amüsieren, wie die Millennials in der Nähe aufschrecken und bei der Erinnerung an ihre Jugend lächeln.