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Schwarzes Loch überrascht mit „Schluckauf“ – „Wir dachten, wir wüssten eine Menge“ - Merkur.de

Ein schwarzes Loch verhält sich äußerst ungewöhnlich und zieht so die Aufmerksamkeit eines Forschungsteams auf sich. Das findet eine überraschende Antwort.

Boston – Schwarze Löcher sind mysteriöse Himmelskörper. Ihre unheimlich große Gravitation zieht alles an, was ihnen zu nahe kommt und lässt nichts mehr hinaus. Nicht einmal Licht kann einem schwarzen Loch entkommen – weshalb man die rätselhaften Objekte auch nicht sehen kann. Nur mithilfe von Tricks konnte ein Zusammenschluss von Forschern und Teleskopen die Schatten zweier schwarzer Löcher fotografieren – zuletzt im polarisierten Licht, das starke Magnetfelder im Zentrum unserer Milchstraße offenbarte.

Ein anderes Forschungsteam hat nun ein schwarzes Loch entdeckt, das sich äußerst seltsam verhält. Das Objekt, das sich im Zentrum einer Galaxie in etwa 800 Millionen Lichtjahren Entfernung befindet, habe „Schluckauf“ gehabt, heißt es in einer Mitteilung. Es sei plötzlich ausgebrochen und habe alle 8,5 Tage Gaswolken ausgestoßen, bevor es sich wieder beruhigt habe. Die Forschung kennt bei schwarzen Löchern einiges – dass ein schwarzes Loch „Schluckauf“ hat, ist bisher jedoch unbekannt. Was könnte dahinter stecken?

Schwarzes Loch hat „Schluckauf“ – Forscher wollen eine Erklärung gefunden haben

In einer Studie, die im Fachjournal Science Advances veröffentlicht wurde, beschreibt das Forschungsteam seine Ergebnisse. Am wahrscheinlichsten ist es demnach, dass die regelmäßigen Ausbrüche von einem zweiten, kleineren schwarzen Loch ausgelöst wurden, das um das zentrale supermassereiche schwarze Loch „herumschwirrt“. Alle 8,5 Tage soll dieses kleinere Objekt Material aus der Akkretionsscheibe, die das große schwarze Loch umgibt, herausschleudern.

Was ist eine Akkretionsscheibe?

In der Astrophysik ist eine Akkretionsscheibe eine Scheibe aus Gas, die um ein Objekt rotiert und Materie in Richtung des Zentrums transportiert. Im Fall eines schwarzen Lochs befindet sich darin die Materie, aus der sich das schwarze Loch „ernährt“.

Auch Sterne können von Akkretionsscheiben umgeben sein, in denen sich im Laufe der Zeit Planeten bilden.

„Wir dachten, wir wüssten eine Menge über schwarze Löcher“

Ein schwarzes Loch, das sich in der Akkretionsscheibe eines anderen schwarzen Lochs befindet – diese neue Idee stellt das bisherige Bild von Akkretionsscheiben schwarzer Löcher infrage. Bisher haben Forscher nämlich angenommen, dass es sich um relativ einförmige Gasscheiben handelt, die um ein schwarzes Loch rotieren. Doch die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass Akkretionsscheiben möglicherweise andere schwarze Löcher oder sogar ganze Sterne beinhalten könnten.

„Wir dachten, wir wüssten eine Menge über schwarze Löcher, aber dies zeigt uns, dass es noch viel mehr Dinge gibt, die sie tun können“, sagt Studienautor Dheeraj Pasham vom Massachusetts Institute for Technology (MIT). „Wir glauben, dass es noch viele weitere Systeme wie dieses geben wird. Wir müssen nur mehr Daten sammeln, um sie zu finden.“

Ein schwarze Loch in 800 Millionen Lichtjahren Entfernung hat „Schluckauf“. Ein Forschungsteam hat die Lösung gefunden: Es wird von einem kleineren schwarzen Loch umkreist, das sich durch die Akkretionsscheibe kämpft und dabei Gaswolken abgibt. (Künstlerische Darstellung)

Schwarzes Loch lässt seine Wirtsgalaxie deutlich heller werden

Ursprünglich wurde das schwarze Loch mit „Schluckauf“ im Dezember 2020 durch das automatisierte ASAS-SN-Teleskopnetzwerk entdeckt, als es gerade einen Ausbruch hatte, durch den seine Wirtsgalaxie deutlich heller wurde. Pasham entdeckte die Galaxie und erkannte bald, dass die ausgestrahlte Energiemenge einen 8,5-tägigen Rhythmus hatte. „Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, was das zu bedeuten hat, denn dieses Muster passt zu nichts, was wir über diese Systeme wissen“, erinnert sich Pasham.

Der Forscher holte andere Fachleute dazu und beobachtete das seltsame Verhalten des schwarzen Lochs. Es stellte sich heraus, dass die Galaxie, in der es sich befindet, vor Dezember 2020 relativ ruhig war. In diesem Monat muss ein drittes Objekt – möglicherweise ein Stern – zu nah an das schwarze Loch herangekommen sein. Das Objekt wurde von der Gravitation des schwarzen Lochs zerrissen – Astronomen nennen diesen Vorgang „Spaghettifizierung“. Die Materie des zerrissenen Sterns landete in der Akkretionsscheibe, die dadurch heller aufleuchtete.

Schwarzes Loch verschlingt Stern – und wird von einem kleineren schwarzen Loch umkreist

Vier Monate lang verschlang das schwarze Loch den Forschern zufolge die stellaren Überreste, während das zweite, kleinere schwarze Loch sich regelmäßig durch die Akkretionsscheibe bewegte und für den beobachteten 8,5-tägigen Rhythmus sorgte. Mithilfe von Simulationen testete das Forschungsteam diese Theorie und kam zu dem Schluss, dass es sich um eine neue Art eines David-und-Goliath-Systems handeln muss – ein winziges schwarzes Loch mittlerer Masse, das um ein supermassereiches schwarzes Loch herumfliegt.

„Das ist ein ganz anderes Biest“, sagt Pasham. „Es passt nicht zu allem, was wir über diese Systeme wissen. Wir sehen Anzeichen für Objekte, die in die Scheibe eindringen und sie durchqueren, und zwar in verschiedenen Winkeln, was das traditionelle Bild einer einfachen gasförmigen Scheibe um schwarze Löcher infrage stellt.“ Der Forscher fügt hinzu: „Wir glauben, dass es da draußen eine riesige Population dieser Systeme gibt.“ (tab)

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