Unter der Überschrift „Farewell Piranha Bytes“ spricht das Pithead-Gründer-Duo erstmals offen über den Abschied vom Gothic-Studio.
„Also, freiwillig sind wir nicht gegangen“: Björn Pankratz macht keinen Hehl daraus, dass der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis beendet hatte – in diesem Fall: THQ Nordic und Embracer Group. „24 Jahre tut man nicht einfach so weg“, so Pankratz. „Das war hochemotional für alle Beteiligten.“
In einem heute veröffentlichen, knapp achtminütigen YouTube-Video („Farewell Piranha Bytes“) bestätigen Björn und Jennifer Pankratz nun ganz offiziell jenen Flurfunk, der seit Ende 2023 auf unterschiedlichen Frequenzen sendete. Nämlich, dass Piranha Bytes zu jenen Filialen gehörte, bei denen es infolge der Krise beim schwedischen Mutterkonzern zu empfindlichen Einschnitten auf Personalseite gekommen ist. Embracer und THQ Nordic räumten im Januar 2024 lediglich ein, dass nach einer Anschlussverwendung für das Studio gesucht werde – seitdem lehnen die Unternehmen jede Stellungnahme zur Lage bei Piranha Bytes ab.
Dass der langjährige Creative Director des Essener Traditions-Studios (Gothic, Risen, Elex) mittlerweile offen sprechen kann, liegt insbesondere daran, dass sowohl er als auch Ehefrau Jennifer bis Ende Juni vertraglich an Piranha Bytes gebunden waren.
Diese Frist ist nun abgelaufen – was auch den Neustart durch die Gründung des Familien-Startups Studio Pithead ermöglicht. Das Duo will ungleich kompaktere Spiele entwickeln, als es bislang bei Piranha Bytes der Fall war. Als Startkapital dient dem Ehepaar Pankratz jenes Geld, das durch den Verkauf des Studios vor fünf Jahren eingenommen wurde – der genaue Betrag wurde nicht kommuniziert und ist (bislang) auch nicht Teil der Embracer-Geschäftsberichte.
Die Erwartungshaltung war 2019 zwangsläufig eine andere, wie Jennifer Pankratz schildert: „Als Piranha Bytes damals an die Embracer Group beziehungsweise THQ Nordic als Mutterkonzern verkaufte wurde, haben wir gedacht – und die Kollegen bei THQ haben das mit Sicherheit auch gedacht: ‚Juhu, wir machen jetzt Spiele, bis wir alt und schrumpelig sind und dann gehen wir damit in die Rente.“
Die Game-Designerin bestätigt auch, dass die Marken Piranha Bytes, Gothic, Elex und Risen weiterhin THQ Nordic und somit Embracer gehörten wie auch aus dem amtlichen Markenregister hervorgeht. Praktische Verwendung gibt es derzeit nur für Gothic, denn die spanische THQ-Nordic-Tochter Alkimia Interactive baut ein Remake des Rollenspiel-Klassikers, das sich auch im Rahmen der Gamescom 2024 besichtigen lässt.
Die Causa Piranha Bytes unterscheidet sich von ähnlich gelagerten Fällen: Bei den THQ-Nordic-Töchtern Black Forest Games (Offenburg) und Fishlabs (Hamburg) hatte die Umstrukturierung zur Folge, dass jeweils die Hälfte der Belegschaft abgebaut wurde. Das ursprünglich geplante Fishlabs-Projekt (Arbeitstitel: Black) wurde eingestellt.
Anders bei Piranha Bytes: Nach GamesWirtschaft-Informationen wurde aktiv nach einem Käufer für das Studio gesucht – als Mühlstein erwies sich abseits des entkernten Teams die ‚Mitgift‘ in Form einer 3,2-Mio.-€-Förder-Zusage durch das Wirtschaftsministerium. Das Projekt mit dem Codenamen Currywurst – dem Vernehmen nach Elex 3 – ist weiterhin in der Subventions-Datenbank des Bundes gelistet.
Doch mindestens die zugrundeliegende Kalkulation des Action-Rollenspiels ist durch die Auflösung des dafür geplanten Teams obsolet geworden – schließlich gibt es das Personal nicht mehr, das dieses Spiel mit einem Budget im zweistelligen Millionen-Bereich umsetzen könnte. Denn die einst 35 Beschäftigten haben längst neue Stellen angetreten, fahnden nach einem Job oder wählten den Pfad der Selbstständigkeit – siehe Studio Pithead. Das Piranha-Büro in Essen wurde hingegen aufgelöst, die Melde-Adresse der GmbH vor wenigen Wochen nach Gladbeck verlegt.
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