Wer denkt, dass KI-Systeme wie ChatGPT nur auf moderneren Computern einen Platz finden, sollte sich ein aktuelles Projekt vom Entwickler Dialupdotnet anschauen. Er konnte den Sprachgenerator über die Online-API auch mit einem alten Windows-3.1-PC mit Intel-80386-CPU laufen lassen – ein System, das Anfang der Neunzigerjahre aktuell war.
Möglich macht das das Projekt WinGPT, welches speziell auf die alte 16- und 32-Bit-Hardware ausgelegt ist. Der Entwickler beschreibt sein Programm in einem Blogpost. Es ruft in der Praxis die API von OpenAI auf, um durch ChatGPT generierte Texte in einem Infofenster anzeigen zu können. "WinGPT gibt Ihnen hilfreichen Lebensrat und sagt Witze nach Ihrem Belieben auf", beschreibt Dialupdotnet sein kleines GPT-Tool.
Interessant: Die Anfragen an ChatGPT werden offenbar so formatiert, dass die Software Informationen und Tipps ausgibt, die in die Zeitlinie des Intel 80386 und von Windows 3.1 passen. Auf die Frage, wer aktuell die Präsidentschaft in den USA innehat, antwortet WinGPT etwa: "Der derzeitige Präsident der United States ist George H. W. Bush". Der 41. Präsident Bush hatte das Amt bis ins Jahr 1993 inne. Zudem ist für WinGPT die beste Möglichkeit, Filme zu Hause zu schauen, sich diese vom hiesigen Videoladen auf VHS-Kassette auszuleihen.
C-Kenntnisse und Geduld
Die Software wurde von Grund auf in C und mit der Standard-Windows-API geschrieben. Selbst GUI-Elemente musste der Entwickler mangels passendem Editor händisch in Code realisieren. Ein Problem dabei: Nicht alle in Windows 3.1 enthaltenen GUI-Elemente können auch über die API genutzt werden. Das ist beispielsweise bei der Status-Bar der Fall.
Der API-Zugriff auf ChatGPT erfolgt nativ über TLS 1.3. Allerdings ist der implementierte Workaround keinesfalls in einer modernen Internetwelt als sicher zu betrachten. Dem ist sich Dialupdotnet auch klar bewusst. Gleiches gilt für die Speicherlimitierungen der Hardware.
Json-Anfragen und API-Calls sind nicht unbedingt auf Arbeitsspeichereffizienz getrimmt. WinGPT verwirft deshalb die jeweils zuvor gestellte Fragestellung und kann deshalb immer nur Ausgaben für die aktuell gestellte Query generieren – ohne Bezugnahme auf vorangegangene Ausgaben.
WinGPT wird unter der General Public License v2 quelloffen gestellt. Die Software kann auf 16- oder 32-Bit-Computern mit Windows 3.1 oder neuer ausprobiert werden. 64-Bit-Versionen wie etwa Windows Vista, 7, 8.1, 10 oder 11 werden nicht unterstützt. Das Programm funktioniert aber unter Wine. Für die Nutzung wird zudem ein OpenAI-Key benötigt, der innerhalb der Software eingetragen werden kann.
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